Gegenmittel
Wir kennen das alle: Da machst Du irgend eine „soziale“ Website auf und: Mehr Aufruhr, Tod, Untergang, Verderben, schlechte Laune und Konsorten … und statt der üblichen Katzenvideos extra viele Bilder von geschredderten Igeln oder explodierten Tauben. Ich ertrage das immer weniger. Nicht, weil ich die Augen vor der Gegenwart verschieße – sondern weil es ein verzerrtes Bild der Welt wiedergibt.
Zum Glück weiß ich ein gutes Gegenmittel: Vögel vor der Haustür und auf dem Balkon füttern. Denn so kann ich einfach mal für fünf Minuten aus dem Fenster gucken und meine Seele baumeln lassen, statt im Facebook-Stream meine Laune zu verlieren.
Klar, das kostet Geld und zum Dank kacken dir die Racker alles voll. Aber die diebische Freude die es bereitet, den großen und kleinen Gesellen dabei zuzusehen wie sie sich bei Frost über flüssiges Wasser freuen oder sich um ein paar Rosinen kloppen, ist bereits unbezahlbar.
Momentan fühle ich mich jedoch besonders belohnt: Ausgerechnet die Amseln (an die ich ja mein Herz verloren habe) sind die ersten Vögel hier, die beginnen ihre Scheu vor mir zu verlieren. In letzter Zeit habe ich manchmal das Gefühl sie warten auf mich … dabei ist es sicher nur das Futter … aber immerhin gucken sie erwartungsvoll zur Tür und rennen nicht mehr weg, wenn ich sie öffne. Und das allerschönste ist: Sie werden auch immer mehr.