Heute, am 23.05.2025 ist mein wohl allerliebster Photograph und als Mensch großes Vorbild Sebastião Salgado im Alter von 81 Jahren von uns gegangen. Ich werde mir zu Deinen Ehren gleich noch einmal „Das Salz der Erde“ anschauen und in großartigen Photobüchern stöbern.
Farewell du wundervoller Mensch.
Seit den Kindertagen der Elektronischen Bildbearbeitung verdinge ich mich als Pixelschubser. In den frühen 90ern des letzten Jahrtausends waren meine Fertigkeiten stark ausbaufähig, aber ab dem Millennium reichte es zum Geld verdienen. Damals guckte man noch in staunende Augen, wenn man mit handwerklichem Geschick und verschiedenen Herangehensweisen Elemente in Photos manipulieren konnte. In den 10er Jahren wurde das mehr und mehr normal, für mich waren selbst schwierigste Retuschen nur noch Routine und die aufkommenden Filter in den kleinen Westentaschencompuertern, die nun bald jeder bei sich trug, stimmten uns schon mal darauf ein was uns noch blühen wird. Ich gucke nun seit vielen Dekaden den Großteil des Tages in einen Monitor, meine Augen haben die besten Zeiten lange hinter sich und ich bin bereits seit Jahren des perfekten Retuschierens müde. Eigentlich kommt es da wie gerufen, dann man heute durch Eingabe von ein paar Wörtern ganze Bildteile manipulieren kann. Aber es keimt doch in mir die Frage auf, warum ich eigentlich zweieinhalb Jahrzehnte versucht habe „perfekt“ zu arbeiten, wenn Menschen kreischend auf hochgradig artifizielle Bilder abfahren? Zum Glück muss ich keine Antwort mehr auf diese Frage finden. Es hat schon etwas beruhigendes, dass ich zu Beginn meiner beruflichen Kariere mit dieser Profession begann und nun im letzten Jahrzehnt meiner Tätigkeit dabei zusehen kann, wie die selbe in das Grab des maschinellen Lernens überführt wird. Und wenn es einst so weit ist, dass niemand mehr die alten Hasen braucht um aus einem Haufen Pixeln etwas druckbares zu machen, werde ich das alte Filmmaterial aus dem Kühlschrank holen, ein wenig durch die Welt stapfen, Photos knipsen und dann abends mit einem schönen Bildband in der Hand und einer Schallplatte im Ohr den Rest des Tages genießen. Bei all dem empfinde ich weder Gräuel noch Wehe – eher eine Art Demut, genau zum richtigen Zeitpunkt dabei gewesen und nun gelassen genug zu sein, um zu beobachten, wohin die Reise noch geht.
Der Herbst hat uns heute ja wohl zauberschön begrüßt!? Und wie zum Beweis wurde mein Spaziergang erstmals von den Rufen der Kraniche untermalt, die am Moorteich Rast einlegen. Durch die vorgerückte Stunde wurde ich von gleichermaßen neugierigen, wie scheuen Rehen beäugt. Diese beiden Jungtiere waren definitiv mutiger, als die Eltern, die ich auch noch beobachten konnte.
Es hat jedes mal etwas magisches, wenn man diesen Freigeistern gegenüber steht und sich eine gefühlte Ewigkeit in die Augen blickt. Dieser Bock hier wusste anscheinend sehr genau, dass komische Zweibeiner mit länglichen Gerätschaften in der Hand meist nix gutes verheißen und verschwand entsprechend schnell wieder im Schilf.
Wie riecht der Herbst, wie klingt der Winter oder wie schmeckt der Frühling? Darauf findet man sicher eher universelle Antworten. Aber wie klingt eigentlich der Sommer? Diese Frage ist für mich eindeutig beantwortet, seit dem ich wohne, wo ich seit dreizehn Jahren wohne.
Im späten Frühling trudelt hier Jahr für Jahr ein Trupp Mauersegler ein. Spätestens, wenn der Kalender sagt es ist Sommer sieht man den ganzen Tag ein Dutzend dieser erstaunlichen Dauerflugkünstler durch die Lüfte sausen. Wenn der Tag dann zur Ruhe kommt und der Jahreszeit entsprechend die Balkontür weit offen steht, hört man sie noch besser rufen. Je reiner die Luft, desto klarer dringt ihr Jubel bis der Tag sich neigt ins Haus.
Ich lasse dann gerne für eine Zeit die Musik und sonstige Geräuschquellen aus, um ihnen und den allgegenwärtigen Amseln lauschen zu können. Die singen hier jedoch nicht nur von vor Sonnenaufgang bis weit danach, sondern beinahe auch von Winter bis Winter – was sie für diese Betrachtung quasi disqualifiziert.
Was bleibt ist der Ruf der Mauersegler, der mich immer und überall hören lässt, dass es Sommer ist.
Adobe erlebt gerade eine Welle an Gegenwind aus der Kreativbranche – nicht nur wegen der misslungenen neuen Geschäftsbedingungen, sondern eben genau deshalb, weil sie augenscheinlich alles daran setzen der Anwenderschaft, die sie groß gemacht hat, einen Dolchstoß zu verpassen.
Da passt es wie die Faust aufs Auge, das heute dieser Werbetext an die Kunden rausging. Positiv betrachtet können jetzt die, die sich eh keinen Graphiker leisten würden vielleicht etwas „besseres“ aber auch noch uniformeres kreieren. Es zeigt jedoch überdeutlich, dass Professionen wie meine eine genau so schwindende Spezies sind, wie einst die Arbeiter am Band.
Ich brauche mich darüber nicht mehr aufregen – ich werde mein letztes Jahrzehnt Berufsleben überstehen, bevor Maschinen den Großteil der kreativen Entscheidungen übernommen und in die Beliebigkeit verbannt haben.
Nur schade, das wir irgendwann auf eine Welt gucken, die mehr von Einsen und Nullen großer Datenmodelle, als verquerer kreativer Köpfe gestaltet wird.
Irgendwann fing ich an, stets Wasser für Vögel und Insekten vor meiner Haustür bereitzustellen. Letztes Jahr kam regelmäßig Futter für die Spatzen hinzu und ich freute mich einen Keks, dass es nicht nur Horden dieser kleinen Minions, sondern auch Amseln und andere Singvögel anlockte. Das ich mittlerweile täglich Mannschaften an Tauben, Dohlen und diversen Rabenvögeln an zwei Stellen hier am Haus durchfüttere, habe ich ja schon berichtet.
Die erstaunlichste Veränderung, die ich seit einiger Zeit beobachten kann, ist dass der Futterneid speziesübergreifend abnimmt. Ich staune immer wieder wenn plötzlich Tauben, Dohlen, Spatzen und sogar die Krawallbrüder Saatkrähen gleichzeitig friedlich aus einem Napf schmausen. Selbst die Elstern hören auf die Tauben zu mobben und es haben sich hier ungewöhnliche Freundschaften zwischen Einzelgängern entwickelt. Eine Ringeltaube hängt zum Beispiel dauernd mit einer Türkentaube ab und eine andere sieht man immer mal wieder mit einer Dohle. Eine Jungkrähe hat meinen Balkon zu ihrem Lieblingsplatz erkoren und ermuntert dort relativ erfolglos Jeden mit einem Schnabel sie zu füttern.
Das die Futterstellen für reichlich Grünzeug in den Fugen und Ritzen sorgen ist klar. Wenn man genauer hinschaut entwickeln sich dort ganze Lebensräume mit allerhand kabbelnden und fliegenden Insektenwesen, die sich an liegengebliebenen Körnern, wuchernden Pflanzen oder sonstigen Hinterlassenschaften erfreuen.
Wenn die Sonne untergeht schlägt dann endlich die Stunde der Nachtgestalten. Jeden Abend kommt Igelchen angelaufen und holt sich seine Portion Katzenfutter, knabbert aber auch gerne an liegengebliebenem Samen oder freut sich über eine Rosine. Das entzückt natürlich die Schnecken und Schlegel, die nun nicht mehr auf seinem Speiseplan stehen und deshalb ebenfalls jeden Abend zu dieser Zeit erscheinen. Da will sich Familie Waldmaus natürlich nicht lumpen lassen und holt sich ihren Anteil. Angelockt von diesem Trubel rennt pünktlich eines Nachbarn Katze durch die Szenerie, sucht aber schnell das weite, da ich mir das alles durch den Türspalt anschaue und ihr mit strengem Blick zu verstehen gebe, dass es hier für sie nichts lebendiges zu fressen gibt. Währenddessen lausche ich, wie sich die beiden Amseln bis weit nach Sonnenuntergang mit täglich neuen Sangeskreationen übertreffen.
Gestern schaute ich etwas später nachts noch einmal nach dem Rechten und musste mit Entzücken feststellen das dort nun ein zweiter Igel direkt vor meiner Haustür saß und mich unmissverständlich fragte, ob es noch einen Nachschlag gäbe … natürlich!
Ich bin gespannt, welche Gäste ich hier in Zukunft noch begrüßen darf. Wenn man bedenkt, dass das alles nur wegen ein paar Samenkörnern begann und mal einen Moment ausser Acht lässt, dass ich da vielleicht etwas eskaliert bin, kann ich jedem nur empfehlen auch mal so etwas auszuprobieren und sich vor allem die Zeit zu nehmen hinzuschauen. Denn das dauernde Lächeln, dass einem das viele Getier vor der eigenen Haustür ins Gesicht treibt, ist jeden Cent für Futter und Mühen doppelt und dreifach wert … mindestens!
Als Kinder haben wir uns Ferngläser aus Klopapierrollen gebaut und die Welt um uns herum erkundet. Dann wurde irgendwann das Fernsehen interessanter, bald kamen die VHS-Kassetten, die von DVDs abgelöst um schließlich von den Streaming-Diensten ersetzt zu werden. Ich gucke seit einigen Jahren fast nur noch YouTube, doch das wird mehr und mehr durch ein Fernglas ersetzt. Dieses mal ist es ein richtiges – denn in der Welt gibt es immer noch mehr zu erkunden, als man in einem Leben sehen kann.
Die Fernsehhelden meiner Kindheit hießen Lassie, Robbi und natürlich Pippi. Sicher trägt der Löwe Clarence Schuld daran, dass ich heute in Katzen vernarrt bin und Schielen wundervoll finde. Ich guckte gerne Sielmann, Cousteau und Konsorten und bin seit den 70ern der Meinung, dass ich einmal leben möchte, wie James Grizzly Adams aka. „Der Mann in den Bergen“.
Irgendwann Anfang der 80er habe ich dann jedoch meinen ersten Computer bekommen und einen auf Capitan Future gemacht. Die Liebe zu Gestrüpp, Getier und Gefieder verschwand zwar nie, doch so richtig nahe komme ich den ganzen Themen erst seit jüngerer Zeit. Der Wunsch mein Leben dereinst irgendwo im Nirgendwo, umgeben von haarigen und flatternden Gesellen zu verbringen ist allerdings immer noch da. Wird also Zeit, dass ich den Peter Lustig mache. Die Latzhose habe ich bereits, aber auf den Bauwagen muss ich noch sparen. Ich denke, bis zur Rente gelingt mir das.
Seit einiger Zeit kommen mich hier vielfach täglich drei Saatkrähen besuchen. Prinzipiell habe ich nichts gegen diese Burschen einzuwenden, obwohl sie mehr wegputzen als eine ganze Kompanie Dohlen. Aber sie haben unfassbar schlechte Tischmanieren. Wenn sie da waren sieht es immer aus als ob eine Bombe eingeschlagen hat und ich weiß immer noch nicht, wie sie es schaffen in Windeseile das mittlerweile fest verschraubte Futtersilo zu leeren, nur um den Inhalt dann drumherum zu verstreuen. Mit den Dohlen verstehen sie sich übrigens prächtig, aber mein geliebtes Rabenkrähenpärchen habe ich schon seit vielen Tagen nicht mehr gesehen. Mag sein, dass sie hier jetzt die Hood übernommen haben? Sehr zum Verdruss der vielen Tauben, die einen großen Bogen um die Wüstlinge machen und jetzt wieder vermehrt an anderer Stelle der Spatzenbande das Futter mopsen. Was natürlich das Interesse der Neuankömmlinge geweckt hat … Es war hier so schön aufgeteilt: die Großen auf dem Balkon, die Kleinen vor der Haustür und die Amseln überall …
Nachtrag
Und so wird man dann allerdings auch angeschaut, wenn man Geschichten über sie im Internet verbreitet …
Eine der schönsten Entwicklungen hier an meinen Futterplätzen ist, dass die Amseln, die ich ja ganz besonders gerne mag, auch die ersten sind die mehr und mehr die Scheu vor mir verlieren. Alfred, der nach wie vor nach dem Auffüllen immer der erste an jeder Futterstelle ist, kommt mittlerweile bereits an, wenn ich da noch am Saubermachen oder rumwuseln bin. Im Grunde will er sich natürlich nur die Rosinen aus dem Futter picken, aber er schaut mich immer interessiert an und manchmal bilde ich mir ein, er sage Danke. Seine Gemahlin ist da zurückhaltender aber der andere Herr Amsel – ich nenne ihn Rodriguez – wird auch immer mutiger. So lange Alfred da ist, bekommt er aber sowieso Ärger – doch der hat es zum Glück eilig all das Futter schnell zum Nest zu bringen … ob wohl schon Nachwuchs da ist?
Ich habe ja schon darüber berichtet das hier in der Gegend auffällig mehr große Vögel anzutreffen sind. Vor allem bin ich erstaunt, dass ich sie jetzt auch hier direkt aus meiner Wohnung (mitten im Wohngebiet) betrachten kann. Seit einiger Zeit fliegt oft ein stattlicher Graureiher direkt über meinem Haus umher. Gerade glitt er direkt über mich hinweg, als ich die Futterschalen auf meinem Balkon füllte. Obwohl ich diesen Flattermännern in Wald und Moor immer wieder recht nahe bin, verschlägt es mir jedes mal für einen kurzen Moment den Atem, wenn so ein Riese (mit fast zwei Metern Spannweite) zu mir nach Hause kommt.
Für mich ist das bemerkenswerteste an diesem Photo, wie ich es geknipst habe: Ich sah den Rotmilan beim Autofahren über eine Nebenstraße in den Augenwinkeln. Entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten habe ich sofort den Anker geworfen, zu meiner Kamera gegriffen und bin aus dem Auto gestolpert um genau ein mal abzudrücken. Da ich normalerweise eine extrem hohe Ausschussrate bei Bildern im Flug habe, hab ich nix erwartet und bin nun beim Sichten der Daten irgendwie erfreut.
Ich war heute das erste mal seit ungefähr vier Monaten wieder im Hiller Moor. Das alleine war mehr als überfällig und ausgesprochen wunderbar. Was der Euphorie aber den Boden ausgeschlagen hat, ist das ausgerechnet einer meiner geliebten Bussarde der erste Vogel war, der mich dort freudig begrüßt hat.
Diese frühe Jahreszeit hat ja den Vorteil, dass man viel mehr Gesellen am Boden beobachten kann und so war es mir ein inneres Bratkartoffelessen den Herren Graugans und Kanadagans dabei zuzuschauen, wie sie mit den Damen anbändelten und schon mal nach passenden Nestern Ausschau hielten. Dazu riefen die Kraniche aus der Ferne, Horden von Baumeisen tirilierten im Gehölz und der ein oder andere Fasan guckte irritiert aus der Wäsche, weil ein Falke die Luft unsicher machte.
Anschließend bin ich noch ein wenig durch die Felder am Fuße des Wiehengebierges gefahren und was ich da sah hat mein Herz noch mehr hüpfen lassen. Auf wenigen Kilometern Strecke entdeckte ich mindestens zehn weitere Bussarde beziehungsweise Rotmilane, die dem ein oder anderen Nagetier nachstellten. So viele Krummschnäbel-Individuen habe ich hier noch nie an einem Tag beobachtet. Meine Vermutung, dass das hier immer mehr werden scheint also nicht ganz aus der Luft gegriffen zu sein … wie wunderschön.